Kaum ein Sujet entspricht dem heurigen EW-Motto so explizit wie der
"Sonnengesang" des heiligen Franz von Assisi, den die Chorgemeinschaft
"novAntica" unter Stefan Urlbauer in acht Vertonungen von 1954 bis 2001
vorstellte.
(...)
Der "Cantico delle creature" des Tschechen Petr Eben beeindruckte vom ersten
Wort an: Tonal und rhythmisch pointiert, schwankt das Werk zwischen
schaudernder Ergriffenheit und ekstatischem Taumel eines Gottesnarren. Auch in
der urwüchsig sinnenhaften Vertonung von Carl Orff, mit spontanem Applaus
bedacht und zurecht nochmals als Zugabe präsentiert, findet der Lobgesang einen
adäquaten Ausdruck.
Trotz der stilistischen Herausforderungen darf man dem Ensemble "novAntica"
eine sängerische Glanzleistung attestieren, legte es doch alle denkbaren
chorischen Tugenden an den Tag und überzeugte durch einen kompakten Chorklang
mit enormer Substanz. Max Deml an der Orgel begleitete versiert und
überließ es in seiner Improvisation dem Hörer, Bezüge zum Sonnengesang
zu entdecken.
T. Weber
(...) Durch die Aufführung des "Alexanderfestes" vor einigen Jahren in Zwiesel
hat sich Stefan Urlbauer für eine weitere Aufführung eines Werkes des aus Halle
stammenden Komponisten, der in London triumphale Erfolge feierte, geradezu
empfohlen. Und Urlbauer setzte auf seine bewährte Mannschaft - seinen
"novAntica"-Chor und das Arsatius-Consort, ein Orchester, das sich
ausschließlich des damals üblichen Instrumentariums bedient. (...)
Stefan Urlbauer ist ein begnadeter Chorerzieher und der von ihm gegründete
"novAntica"-Chor ist sein ureigenstes Instrument, das mit dem "Samson" abermals
zu einen musikalischen Höhenflug angesetzt hatte. Geboten wurde eine tadellose
Leistung, jedes einzelne Chormitglied, darunter auch einige Sänger und
Sängerinnen aus dem Zwieseler Raum, wirkte hochkonzentriert und folgte der
kleinsten Zeichengebung des Dirigenten. Der Chor hatte Glanz und Sinn für
dramatische Gestaltung. (...)
Aber das Publikum sorgte auch, dass der Schluss der glanzvollen Aufführung
authentisch blieb. Es bedurfte nämlich keiner Aufforderung, dass sich die
Zuhörer spontan von ihren Sitzen erhoben und den Mitwirkenden zu Recht stehende
Ovationen verbunden mit Bravo-Rufen darbrachten -genauso stürmisch, wie einst
das Londoner Publikum den genialen Komponisten feierte. Und Stefan Urlbauer kam
nicht umhin, den prächtigen Schlusschor nochmals da capo zu dirigieren.
(...)
H. Proft
Höhepunkt der diesjährigen Reihe "Zwiesel - Ton in Ton " war am Samstag die
Aufführung der "Petite messe solennelle" von Gioachino Rossini (1792 bis 1868).
(...)
Die 17 Sängerinnen und Sänger verliehen dem klagenden, flehenden Charakter des
"Kyrie eleison" ebenso Ausdruck wie der sich aus einer unheimlichen Stille
steigernden Bitte "Dona nobis pacem" des Agnus Dei am Schluss der Messe.
Zahlreiche Einwürfe vor allem im Credo ("et in saecula saeculorum", "et
resurrexit", "et accendit de coelis") bestätigen diese dramaturgische
Mentalität. Zu großen Höhepunkten wurden die gewaltigen Doppelfugen des Werkes
("Cum sancto spiritu" im Gloria, "et iterum venturus est" im Credo).
Hervorzuheben ist dabei die klare Chorsprache: Man muss den Sängerinnen und
Sängern bestätigen, dass die lateinischen Texte stets gut zu verstehen waren.
Hier hatte Stefan Urlbauer hervorragende Arbeit geleistet.
Für die stetige Präsenz des Chores sorgte schließlich seine äußerst präzise,
auf sparsamen Gestus setzende Dirigierweise.
(...)
Die etwa 120 Hörer belohnten die Aufführung mit frenetischem Beifall. Bleibt zu
hoffen, dass Ton-in-Ton-Initiator Hans Proft wieder einmal ein so selten zu
hörendes Werk aufspüren und ein bereitwilliges Ensemble dafür gewinnen kann.
T. Richwien
Früher waren sie fester Bestandteil der Karwochenliturgie, heute darf man sich
glücklich schätzen, sie wenigstens in Konzerten zu erleben: die
"Lamentationen", Texte des biblischen Buches der Klagelieder. Eine Auswahl
davon brachte im "spectrum Kirche" die Chorgemeinschaft NovAntica unter ihrem
Leiter Stefan Urlbauer beim Passionskonzert in Mariahilf zu Gehör.
Die Wehklage über die Zerstörung Jerusalems im Jahr 587 v. Chr. inspirierte
drei der besten Komponisten der Renaissance zu expressiven Werken. Die Auswahl
umfasste die drei Lamentationes des Gründonnerstags von Jacobus Gallus, die
drei des Karfreitags von Giovanni Pierluigi da Palestrina sowie zwei des
Karsamstags in der vierstimmigen Fassung von Orlando di Lasso, dessen Motette
"Timor et tremor" das Konzert beschloss. Nicht viele Chöre sind in der Lage,
einen solchen 90-minütigen a-cappella-Polyphonie-Marathon stimmlich und
stilistisch zu meistern - die 13 Sänger von NovAntica gehören jedenfalls dazu.
Klar strukturierten sie das Geflecht von vier bis sechs selbständigen Stimmen
und vermittelten gleichzeitig den hochemotionalen Ausdruck der Texte. Die
leider wenigen Hörer indes verspürten vom Können der Musiker weniger die
Anstrengung als das Ergebnis: Schönheit einer Musik, die an das Leiden als
Geheimnis des Glaubens heranführen will.
T. Weber
Es ist nicht verwunderlich, dass hinter der Größe seiner Symphonien und des Te
Deums alle anderen Werke verblassen. Doch es lohnt sich, auch einmal dem Anton
Bruckner der kleineren Formen zu lauschen. (...) Diese Möglichkeit bot am
Sonntag das Ensemble "Nova Antica" im "spectrum Kirche",
Haus Mariahilf, wo auf Initiative des umtriebigen und kunstsinnigen neuen
Direktors Dr. Bernhard Kirchgessner eine neue Passauer Kulturinsel aufzutauchen
scheint.
"Nova Antica" rekrutiert sich größtenteils aus Absolventen der
Münchner Musikhochschule. Fast alle haben lange Erfahrung als Regensburger
Domspatzen, im Madrigalchor der Hochschule oder als Niederaltaicher Scholaren.
Und das hört man auch aus dem immensen Spektrum der 16 Stimmen, deren zartestes
Pianissimo immer noch raumtragend ist und die im Forte allen nur erdenklichen
Glanz entfalten.
(...) Man erlebte A-capella-Kultur auf höchster Ebene, zwischen sphärischer
Klangvergeistigung bis zur dramatisch bekundeten Glaubensgewissheit.
Es blieb bis zum letzten Augenblick spannend, verfolgen zu können, wie
Bruckner allmählich zu einer Höhe gelangte, auf der er eine einsame Kunst
schuf, die volkstümlichen Schubertklang mit der höchst artifiziellen
Palestrina-Tradition der katholischen Kirche verschmilzt.
"Nova Antica" bewies unter Urlbauer ein immenses gestalterisches
Potenzial.
Nur unter solchen Voraussetzungen kann es zu derartiger Klarheit bei einer
Umsetzung der harmonischen Komplexität des späten Brucknerschen Chorsatzes
kommen. Das Konzert brachte viel Licht in einen düsteren Novembersonntag und
wurde auch so seinem Leitmotiv "Musica Sacra - Musica Divina" in
vollem Umfang gerecht.
H. Schmidt
Rund 200 Musikliebhaber pilgerten am Samstag aus dem
gesamten Landkreis zur Stadtpfarrkirche und wurden Zeugen eines
glanzvollen musikalischen Ereignisses. Mit minutenlangen, stehenden
Ovationen feierten sie die Mitwirkenden unter Leitung von Stefan Urlbauer für
eine grandiose Interpretation des "Alexanderfestes" von Georg
Friedrich Händel.(...)
Urlbauers "NovAntica" erwies sich als ein Elite-Ensemble, an dem es
nichts auszusetzen gab. Die geschulten, jungen Stimmen überzeugten nicht nur
durch lupenreine Intonation sondern auch durch ein äußerst homogenes
Klangbild. Und auch die Textverständlichkeit war von allererster Güte. Sehr
viel zum überragenden künstlerischen Erfolg hat auch der Umstand beigetragen,
dass auch beim Text keine Kompromisse gemacht und das Werk im englischen
Original gesungen wurde.
H. Proft
Der kleine Chor besteht aus nur 14 jungen Leuten, zum
Teil Studierende der Musikhochschule München, zum Teil dieser schon entwachsen.
Die sieben Frauen und Männer haben eine gute Gesangsausbildung hinter sich, das
ist vom ersten Klang an zu hören. Das befähigt sie an besonderen Stellen
hervorzutreten, ohne zu forcieren, an anderen Stellen wieder in den homophonen
Gesamtklang sich einzuordnen.
Treffsicherheit ist auch bei den verzwicktesten Dissonanzen gewährleistet, bei
den neuesten Werken besonders wichtig. Der Leiter des Ensembles hat mit einem
solchen Klangkörper alle Möglichkeiten.
M. Ringel
Der Prager Komponist Petr Eben wurde zwar jetzt gerade
in Mainz mit dem Kulturpreis der deutschen Katholiken ausgezeichnet, dennoch
sind seine Werke noch immer äußerst selten in unseren Konzertprogrammen zu
hören. Umso mehr ist das Engagement des Münchner Chores "NovAntica"
hervorzuheben, der bei seinem Konzert im Freitag in der Freisinger St.
Georgskirche in einem spannungsreichen Programm gleich zwei Kompositionen dieses
tschechischen Meisters zu Gehör brachte.
Geistliche Werke der alten Musik und der Moderne fügte der Chor
"NovAntica" zu einem ungewöhnlichen und doch absolut beeindruckenden
Programm zusammen. Während Stücke von Thomas Stoltzer und Joao Rebelo
stilistisch auf spätere Epochen wiesen, so wurde bei den Vertretern der Moderne
ein Bezug zu alten Formen und Stilismen deutlich. (...)
Die Sorgfalt der musikalischen Arbeit, die Chorleiter Stefan Urlbauer gemeinsam
mit Susanne Schlögl für das junge, stimmgewaltige Ensemble leistet, wurde
bereits zu Anfang des Konzertes bei zwei Werken alter Musik deutlich. (...)
Messerscharf schneidende Harmonien, Präzision und Genauigkeit in
Stimmführung und Intonation konnten vom ersten Ton an überzeugen. (...)
Langer Applaus bewirkte, daß der Chor am Ende noch einmal sein Paradestück, Kaminskis
"Aus der Tiefe" als Zugabe darbot. Ein überraschendes Highlight im derzeit so kulturarmen Freisinger Sommer!
W. Seemann
Ein ebenso außergewöhnliches wie künstlerisch
hochwertiges Programm präsentierte am Freitag das Münchner Vokalensemble
"NovAntica" in der St.-Georgs-Kirche. Fernab von ausgetretenen Pfaden
geistlicher Musik kam der erlesene Zuhörer unter dem Titel "Laudato si mi
signore" eine A-cappella-Aufführung von größter Abwechslung und
hervorragender Qualität zu hören. (...)
Die selbstgestellte Aufgabe des Ensembles, die ja auch in seinem Namen
"NovAntica" programmatisch anklingt, unbekannte alte und
zeitgenössische Chormusik zu präsentieren, haben die Vokalkünstler perfekt
erfüllt. Mit solch imponierenden Darbietungen wird die oft zu Recht vorhandene
Skepsis des Publikums gegenüber moderner Kirchenmusik sicherlich wirksam
abgebaut.
Dr. A. Beschorner
"NovAntica", das Ensemble aus München, das
sich der Aufführung unbekannter Chorwerke der Renaissance und des 20.
Jahrhunderts verschrieben hat, beeindruckte in der Pfarrkirche St. Georg zu
Winzer mit einem sehr anspruchsvollen Programm.
Schon das Einleitungsstück, das Kyrie aus Antoine Brumels Missa "et ecce
terrae motus" für zwölf Stimmen (16. Jahrh.) überzeugte durch präzis-leichte
Stimmführung, gepaart mit einem Ausdrucksreichtum, der die
polyphonen Strukturen dieses Werkes herausarbeitete. Danach kamen drei Stücke
aus op. 138 von Max Reger. (...) Besonders hervorzuheben ist die Fähigkeit des
Chores zu fein differenzierten dynamischen Abstufungen, die dazu beitrugen, daß
Regers späte Kompositionen voll verinnerlicht werden konnten. (...)
Bei Frank Martins "Messe für zwei vierstimmige Chöre" (1926) zeigte
"NovAntica", sicher und einfühlsam vom Gründer, Stefan Urlbauer aus
Winzer, geleitet, alle Facetten ihres überdurchschnittlichen Könnens. Der
gesanglichen Einzigartigkeit jedes einzelnen Chormitgliedes ist es zu verdanken,
daß kantige Höhen scharf und sauber, mystische Tiefen weich und rund in dieser
von Polarität gekennzeichneten Musik voll zum Tragen kamen.